Die Mühlen
Arfrade hatte 2 Mühlen. 1376 und 1416 wird in der Chronik von einer Wassermühle gesprochen. Sie lag etwas weiter nordwestlich vom Arfrader Hof, an dem hier durchfließenden Bach, mitten im Dorf. Bis 1940 war diese Mühle im Besitz der Familie Schweim und in Betrieb. Auf dem Mühlenberg, etwa 400 Meter östlich von Arfrade, stand eine Windmühle, die 1913 abbrannte. Bei einem starken Sturm versagten die Bremsen Windmühle und die Holzräder liefen heiß und entzündeten das Feuer. Ein Fußweg führte früher von der Wassermühle zur Windmühle. Für die Pferdefuhrwerke wurde zusätzlich noch ein Feldweg angelegt. Die Mühlen hatten Verträge und ein Mahlrecht, dass urkundlich gesichert war. Sämtliche Urkunden von 1794 an, sind heute noch im Besitz der Familie Schweim. Bis 1836 waren die Tankenrader und Cashagener Bauern verpflichtet, ihr Korn in Arfrade zu mahlen. Zum Mühlenkomplex gehörten noch eine Bäckerei und nach dem Ersten Weltkrieg eine Lohndrescherei.
Die Eisenbahnlinie
Dem Bau der Lübeck-Segeberger Bahnverbindung gingen langjährige Verhandlungen voraus, in deren Verlauf verschiedene Streckenführungen diskutiert wurden. Sowohl die Stadt Segeberg als auch der Lübecker Senat waren an einer Schienenverbindung Lübeck-Segeberg interessiert, stießen jedoch auf Ablehnung bei der Königlichen Eisenbahndirektion Altona, die seit 1884 für das Netz der verstaatlichten Altona-Kieler Eisenbahn zuständig war und eine Schwächung des Verkehrsaufkommens auf der Strecke Neumünster-Segeberg-Oldesloe befürchtete. Daher wollte sie den Bau einer direkten Verbindung Segeberg-Lübeck lediglich als Schmalspurbahn genehmigen, ersatzweise das Verbot des durchgehenden Verkehrs von Segeberg bis Lübeck zur Auflage machen.
Nach weiteren Verhandlungen, die unter anderem durch militärische Erwägungen Alfred Graf von Waldersees verzögert wurden, lag 1904 endlich die preußische Einverständniserklärung zum Bau einer Kleinbahn Segeberg-Lübeck vor.
Es folgten umfangreiche Gespräche über die Finanzierung der Bahn. Lübeck und der Kreis Segeberg erklärten sich bereit, den benötigten Baugrund kostenlos herzugeben, die übrigen Gebietskörperschaften zeigten sich eher zurückhaltend. Am 11. Januar 1913 konnte man schließlich die Firma Siemens und Halsk mit den Vorarbeiten, auf der nun feststehenden Strecke, beauftragen. Bis zum Mai desselben Jahres lagen auch die Konzessionen der beteiligten Regierungen vor, so dass die Lübeck-Segeberger Eisenbahn AG am 9. August 1913 mit einem Kapital von 1.816.000 Mark in das Lübecker Handelsregister eingetragen werden konnte. Bau und Betrieb der Strecke sollte die LBE auf Rechnung der neu gegründeten Bahngesellschaft übernehmen. Bereits auf ihrer Generalversammlung vom 6. Juni 1912 hatten die LBE-Aktionäre ihre Genehmigung hierfür erteilt.
Bedingt durch den zwischenzeitlich ausgebrochenen Ersten Weltkrieg und das unerwartet schwierige Terrain ergaben sich beim Bahnbau jedoch erhebliche Verzögerungen. So konnte die Verbindung – nachdem die Teilstrecken von Lübeck bis Arfrade, Obernwohlde und Westerrade bereits am 1. Juli 1916 den Betrieb aufgenommen hatten – erst am 6. Dezember 1916 (statt wie geplant 1915) in voller Länge eröffnet werden. Auch die Baukosten lagen mit 2,4 Millionen Mark (davon 400.000 Mark für den Erwerb von Grundstücken) schließlich um 204.000 Mark über den Planungen.
Die Bahn verband den ländlichen Raum im Nordosten des Kreises Segeberg mit der Kreisstadt Bad Segeberg und Lübeck. Die regelspurige, eingleisige Strecke war etwa 29 km lang und wurde 1916 in drei Teilabschnitten eröffnet. Die Betriebsführung erfolgte von Anfang an durch die Lübeck-Büchener Eisenbahn, nach deren Verstaatlichung 1938 durch die Deutsche Reichsbahn und ab 1949 durch die Deutsche Bundesbahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die beiden Haltepunkte Dornbreite und Mori eingerichtet. Erst ab 1950 verfügte die LSE über eigene Fahrzeuge, abgesehen von einem Schienenbus mit Gepäckanhänger von 1934 bis 1939. Da ihre Konzession keine durchgehende Güterbeförderung über die Endpunkte hinaus erlaubte, blieb ihre Beförderungsleistung mäßig.
Der Personenverkehr der LSE wurde am 27. September 1964 eingestellt, ebenso der Güterverkehr zwischen Arfrade und Westerrade. Der Güterverkehr zwischen Westerrade und Bad Segeberg endete am 31. Dezember 1966 und zwischen Lübeck und Arfrade am 31. Dezember 1967. Danach wurde die Strecke abgebaut. Bis zum Jahr 2009 war auf dem ehemaligen Bahngelände die Zweigstelle der „Raiffeisen Genossenschaft Lübeck“ ansässig. Heute wird das Gelände von dem Unternehmen „Saatzucht Fritz Lange KG“ genutzt.
Kurz nach der Einstellung des Personenverkehres der LSE, wurde Arfrade an den Busverkehr der Bundespost angeschlossen. Am 09. Mai 1966 schrieb das hierfür zuständige Postamt Eutin: „Im Spitzenverkehr können wir Schülern und Lehrlingen leider keine Sitzplätze anbieten. Eine zu 62 Fahrten berechtigte Monatskarte kostet 10,00 DM.“ Dies waren immerhin 16 Pfennige pro Fahrt. (Das monatliche Durchschnittsentgelt betrug im Jahr 1966, ca. 900 DM*)
Legende:
DM = Deutsche Mark, Zahlungsmittel der Bundesrepublik Deutschland von 1948 bis 2001. Ab dem Jahr 2002 wurde der Euro als Zahlungsmittel eingeführt.